Schuberth C3 Pro, Betätigung Sonnenblende reparieren

[Redskin]

Hallo Forumisti,

bei meinem Schuberth C3 pro Helm ist unlängst der Plastikschieber, mit dem man die Sonnenblende betätigt, abgebrochen. Hingelangt während der Fahrt und futschikato.
Ersatzteil ist im Netz nicht verfügbar, der Hersteller teilt auf Anfrage mit, dass sie dem Endkunden dieses Teil nicht verkaufen, da nur "speziell geschulte Händler" die Reparatur ausführen könnten, oder eben das Werk selbst. Veranschlagte Mindestkosten (excl. Fracht) 70,- €.
Im Netz kann man nachlesen, dass dieser Defekt nicht ganz selten ist und meist bei der Reparatur im Werk weitere Dinge mit repariert wurden, die die Kosten dann weiter in die Höhe getrieben haben.

Iwann bin ich im Netz auf eine Datei gestoßen, mit der man einem 3-D Drucker beibringen kann, einen solchen Plasteschieber zu drucken.
Da ich selbst kein solches High-Tech Zeug hab, aber einen guten Freund, der nicht nur Besitzer einer Maschine ist, sondern auch gut damit umzugehen weiß, konnte ich mir zwei solche Schieber verschaffen.

Leider habe ich versäumt, die Arbeitsschritte zu fotografieren, ich versuche dennoch, eine Beschreibung, weil ich eine solche bisher im Netz nicht gefunden habe. Trotzdem übernehme ich ausdrücklich keinerlei Haftung oder Garantie auf Erfolg! Der Murmelschoner ist ein sicherheitsrelevantes Teil und hier gilt: Eingriffe nur auf eigenes Risiko!

Nach dem Entfernen des Hauptvisiers und der, für den Enduser freigegebenen Helminnereien (Wangenpolster Links) blickt man auf die EPS-Innenschale. Diese ist im fraglichen Bereich (unterhalb des roten Druckknopfs, der das Wangenpolter in Position gehalten hat) mit einer Art Kabelbinder (mit doppelseitiger Riffelung) an der Außenschale festgeklemmt. Dieses Teil ist sehr unschein-, aber haltbar. Mit sanftem und sehr vorsichtig aufgebrachtem Druck mit Leatherman Universalwerkzeug (Schraubendreher geht auch, war aber nicht bei der Hand) lässt sich diese Klemmung überwinden, die EPS-Schale ist dann in Grenzen bewegbar und man wird der weiteren Innereien ansichtig.

Hier (beim Bewegen) muss man vorsichtig sein. Der Schaumkunststoff (sieht aus wie Polystyrolschaum) darf natürlich nicht im Geringsten beschädigt werden, oder gar brechen. Wenn das passiert ist der Helm Fratze!
Zunächst muss der Bolzen, mit dem das Kinnteil verriegelt wird, abgeschraubt werden. Auf der Rückseite ist eine Sechskantmutter. Danach kann man die Blende lösen, die die Schiebermechanik festhält.
Dabei aufpassen: der rote "Kabelbinder" ist nur lose in eine Bohrung gesteckt und geht gern stiften.

Oberhalb des Schieberkastens ist ein Moosgummistreifen aufgeklebt, diesen vorsichtig lösen, der muss nachher wieder hin, sonst pfeift wahrschinlich da die Luft rein.

Die Mechanik für den Schieber besteht aus zwei Hälften, die mit sehr kleinen Torx Schräubchen zusammengehalten werden. Wenn die raus sind, kann die Musik auseinandergefädelt werden. Das Visier wird mit zwei Bowdenzügen betätigt, die beide in das Schiebergehäuse eingeclippt sind und deren Enden in dem Schiebeteil stecken. Diese zu Schmieren kann Schwergängigkeiten in der Mechanik deutlich bessern.
Wenn man die Teile sieht, weiß man, wie es geht, bzw. wie man es auch wieder zusammenbringt. Obacht, dass die beiden Bowdenzüge, die das Sonnenvisier betätigen, nicht geknickt werden, sie sind aus starrem Draht! Und dass die beiden Schräubchen sicher gelagert werden, auch diese sind in der Lage, sich rasch unsichtbar zu machen.

Das Fragment des Schiebers wird durch das gedruckte E-Teil ersetzt und die ganze Geschichte mit Ruhe, Bedacht und Fingerspitzengefühl wieder zusammengefrickelt. Silikonfett in der Schieberführung wirkt für die Betätigungskräfte Wunder. Das Moosgummi wieder ankleben (der Kleber tut es noch, bappt wie Hennendreck). Die Verkleidung des Seitenteils sauber einfädeln (zwei kleine Plaste-Füßchen müssen in die Löcher, ohne dass man sie abbricht). Zuvor den Kabelbinder wieder einsetzen / durchstecken.
Den Bolzen für die Verriegelung einschrauben.
Spätestens jetzt eine Funktionsprobe machen, wenn es klemmt, keine Gewalt und nicht am Visier selber ziehen oder drücken. Da muss man dann nochmal zerlegen. (Bei mir hat es aber auf Anhieb geklappt).
Das EPS-Teil wird mit dem "Kabelbinder" wieder gesichert, hat bei mir perfekt gehalten.

Das ausgedruckte Ersatteil hat anstelle des flachen Schiebers (der ja abgefallen war) einen Halbzylinder, der a) das Betätigen mit Handschuhen, b) das Drucken erleichtert und c) etwas bessere Haltbarkeit verspricht. Das verwendete Material ist etwas weicher, als das Original, kann aber sein, dass eben dieser Umstand (mit der Zeit zu hart) auch zum Bruch geführt hat.

Schieber.jpg

Fazit: entgegen der wortreich vorgetragenen Argumente der Fa. Schuberth ist ein durchschnittlich begabter Schrauber durchaus in der Lage, eine Reparatur an dieser Stelle vorzunehmen, ohne den Helm , bzw. sicherheitsrelevante Teile desselben zu beschädigen. Das Teil verursacht Kosten unterhalb der Nachweisgrenze, natürlich muss man entweder selber sowas drucken können, oder jemanden kennen, der's kann. Lohndrucker verlangen dafür so um die 5 Euronen plus Porto.

So, Helm ist wieder gut, Saison kann kommen!

Nach der Reparatur.jpg

Greetz
Dirk

[Eisenschwein]

Sehr schön beschrieben.
Aber eines hast Du nicht bedacht........
Du machst viele professionelle Schuberth Helminstandsetzer brotlos. Da die Beschreibung im Netz für jeden sichtbar ist, werden jetzt alle die Sonnenblende selbst reparieren.
Plötzlich brechen alle Aufträge weg, der Instandsetzer hat nichts mehr zutun. Keine Arbeit, kein Einkommen........Kredite können nicht mehr bedient werden, das Auto wird gepfändet, Urlaub fällt aus, die Frau kann keine neuen Klamotten kaufen, die Kinder müssen mit dem Smartphone vom letzten Jahr klarkommen.........zum Essen gibt's Ravioli und Tütensuppe!
Und warum........weil Du Geld sparen wolltest und ein Ersatzteil ausgedruckt hast!

[FrankR80GS]

Hallo Dirk , "Die Reihen fest geschlossen" ist eine ewige Haltung der Kundenabwehr deutscher Hersteller. Natürlich nur, um damit ihren Händlern zusätzliches Geschäft zu ermöglichen. Ich würde den besorgten Schuberts darauf antworten, dass ich beim nächsten Helm garantiert einen großen Bogen um ihren Produkte machen werde. Schließlich bezahlt ja nicht der Händler den Schuberth, sondern der Endkunde.

Zum Glück passen Schuberth Helme nicht auf meine Rübe. Ich habe schon viele Jahre Arai Helme, die zwar weder Klapp-Kinnteile noch integrierte Sonnenvisiere haben*, dafür aber einfach "ewig" funktionieren.

Trotzdem Glückwunsch zu Deiner Lösung und Danke für die Beschreibung.

/Frank

*Firmenphilosophie, um Schwachstellen an der Helmschale vorzubeugen. Ebenso gibt es nur D-Ring Verschlüsse.

[Redskin]

Zum Thema Händler, Inst. und Schuberth:

Sofern ein Händler so etwas wie eine Werkstatt unterhält, die an Schuberth- Produkten mehr unternehmen soll, als es der Endkunde selbst könnte (Helmpolster errneuern, Sprechanlage einclippen, ...), muss er sein Personal (angeblich, laut Aussage eines Mitarbeiters des Hauses) im Werk schulen lassen. Für das reine Verticken der Produkte sind hingegen wohl andere Fertigkeiten gefragt. In den allermeisten, im Netz nachzulesenden Fällen, ist aber die Hurratüte letztlich doch bei Schuberth in Magdeburg gelandet, entweder direkt oder über nen Händler.
Und wenn das Teil dann schon mal im Haus ist, werden halt einfach noch ein paar Dinge mit erledigt (Züge tauschen, neue Sonnenblende, ...) und für den Rückversand spricht man von Frachtkosten i. H. v. 15,- Okkolyten.

Ergo glaube ich weniger, dass ich jemandes Brot gestohlen habe, indem ich meine Erfahrungen weitergebe.
Es wird genügend Klapphelmfahrer geben, die das a) nicht selber anfassen wollen und sich b) den Aufwand locker leisten können.
Der Helm als solcher ist aber der schlechteste nich und war auch nicht so teuer in der Anschaffung.

Nota bene: die Sonnenblende ist genial, wenn man immer wieder durch Tunnels muss. Da möchte ich sowas nimmer missen.

Greetz
Dirk

[rubberduck]

Moin,

Also bei 70 Schleifen plus Fracht plus Zusatzarbeiten flöge das Teil bei mir munter in die Tonne und ein neuer käme herbei. Bei zu hohen Reparaturkosten verdient der Reparateur nämlich auch nix, weil es kaum einer machen lässt. Unabhängig davon würde ich den neuen Hersteller aussuchen. Ich hab halt ne Schubert-Rübe, passt bisher am besten.

Die Masche ist bei sogenannten "Service-Unternehmen" inzwischen häufig. Es wird als "Service" nicht nur das gemacht, was der Kunde wünscht, sonder pflichtmäßig weitere Reparaturen. Unrepariert zurück schicken kostet natürlich auch Geld. In meinem Bekanntenkreis sehr beliebt bei Smartphones, besonders Samsung, und Schäden, die von der Herstellergarantie abgedeckt sind (nicht Gewährleistung). Angeblich war immer auch das Display kaputt und muss zusätzlich repariert werden, 179 oken. Sonst gäbe es keine Reparatur. Am Display könnte selbst der Fachhändler vorher keinen Schaden erkennen.

Ob nun neue Ware zu billig oder reparieren zu teuer ist, sei mal dahin gestellt.

Ich lasse jedenfalls gern reparieren, wenn es ökonomisch ist. Bei der Gefahr von Zusatzarbeiten schicke ich erst gar nix ein, das finde ich Abzocke. Reparieren ist ökologisch. Deshalb repariere ich auch ganz viel selbst und natürlich gebe ich meine Erfahrungen weiter und veröffentliche das 3D-Teil auf thingiverse oder vergleichbar. Besonders, wenn das Teil nicht mal einzeln erhältlich ist, sondern nur als komplette Baueinheit. Das fällt, genau wie die beschriebenen Zusatzarbeiten, in eine Verfahrensweise zur Gewinnmaximierung.

Die Umsatzsicherung durch Geheimhaltung (der Arbeitsweise), spezialwerkzeug oder Verweigerung von Ersatzteilen funktioniert nun mal immer seltener.

Insofern vielen Dank für die Erfahrungen, auch wenn mir der Nüpsie bisher noch nie kaputt ging, toitoitoi.

LG, Andre.

[Redskin]

Hi Andre,

70+ Ocken vs noch immer 349,- für nen neuen C3pro in weiß, mit Dekor 399,- (C3PO ist muss, weil ich erst jüngst das moderne Sprechdings da reingebaut habe, damit außen kein Gedönse im Fahrtwind rumhängt und Krach macht) sind für mich noch kein Grund, das ansonsten funktionstüchtige Plasteteil ins Recycling zu schicken.
Ich hätte halt zur Not das Sonnenvisier nach oben schieben und vergessen, alternativ ausbauen müssen, oder eben die Kröte schlucken.

Gut, das ein Zeigenosse, der des 3-D CAD mächtig ist, die Datei für den Drucker ins Netz gestellt hat. Ich habe diese eine und sonst niggs weiter gefunden. Wg. Angst vor Copyright gebe ich diese Daten nur per PN weiter und lade sie hier nicht hoch.

Wenn jemand aus meinen Erfahrungen und der Anleitung einen Nutzen ziehen kann, dann freut mich das natürlich zusätzlich zum eigenen Erfolg.
Wenn das Druckteil nicht halten sollte, kann mein Freund auch noch anderes Filament besorgen, das etwas fester ist. Das würde ich dann natürlich zahlen, aber nach ungefähr 15 x hin und her bewegen geht das total geschmeidig (in der warmen Stube).

Ich werde berichten.

Greetz
Dirk

[59Drifter]

Hallo,
ich habe seit gut 20 Jahren Schuberth-Klapphelme - zunächst 2x C1 und seit 3 Jahren den C3. Mir passen sie einfach, und die Mechanik überzeugt. Auch mir ist die Sonnenvisier-Mechanik am C3 mal abgebrochen - aus eigenem Verschulden: grobmotorische Betätigung der (durch Atemdunst eingefrorenen) Mechanik bei Frost.
Ich nahm per E-Post Kontakt zum Werkskundendienst in Braunschweig auf und erhielt recht schnell Antwort im Sinne von "Schicken Sie den Helm ein, wir melden uns". Nach zwei Wochen erhielt ich den Helm repariert zurück - "auf Kulanz" und ohne Berechnung von irgendwas.
Ohne die vorangegangenen Posts in Frage stellen zu wollen - das nenne ich Service, und so funktioniert wohl auch erfolgreiche Kundenbindung.
Always drive safely!
+++
59Drifter

[Redskin]

Hallo Drifter,

wenn der Murmelschoner noch recht frisch ist, stimmt das. Die sind dann relativ kulant. Da aber nichts dagegen spricht, einen solchen Helm auch länger zu verwenden, und vllt. auch der Defekt erst nach einigen Jahren (Weichmacher aus dem Kunststoff verflüchtigt) häufiger vorkommt, zeigt man sich dann umso hartleibiger, was Kulanz angeht, bzw. dreht den Spieß um und renoviert die Hurratüte für den halben Neupreis.

Mal ganz abgesehen davon: wenn C3PO in die ewigen Jagdgründe muss, werde ich wohl wieder einen Schuberth - Helm kaufen, passt wackelt und hat Luft. Es sei denn, ich fände zufällig heraus, dass mir ein anderes Modell eines anderen Herstellers noch besser taugt.

Greetz
Dirk

[MMö]

Moin!

Nach zwei Wochen erhielt ich den Helm repariert zurück - "auf Kulanz" und ohne Berechnung

War bei mir auch so. Da war dieser Mechanismus auf der rechten Seite schrott. Helm lange aus der Gewährleistung raus. Verschickt und repariert inkl. nagelneuem Visier zurück. Löblicher Laden.

Wenn Druckteil aus PLA - dann darfst’ irgendwann wieder ran. Das nutze ich für meine Quads, weil elastischer. Wenn PETG dann gut. Dürfte halten.

[Honda St]

Hallo,habe das Gleiche Problem giebt es eine möglichkeit so ein Teil zubekommen würde Info wär Hilfreich .danke falls es Klappt Gruß Hermann Honda St

[Rote Rita]

Hallo Honda,
wolltest du in einem BMW-Forum mitmachen? Wir sind da typenoffen aber vielleicht stellst du dich hier mal vor.

Gruß Rainer

[Honda St]

Hallo,bin der Hermann aus Oldenburg ,Leider schon paar tage Älter, wahr auf Suche nach ersatz -teil für ein Schubert C3pro ein Plastikschiebe für Sonnenblende , durch zufall bin ich hier bei kleineboxer gelandet- ein Mitglieder von euch - Redskin-hatte einen Artikel Geschrieben und irgent wie konnte -Er so ein teil herstellen oder herstellen lassen , habe versucht per mail info zubekommen und musste festellen das ich -Keine ahnung habe wie das hier Richtig Funktuniert- habe Mitglied angeschrieben -ist Scheinbar nicht richtig Gesendet worden - in Postausgang steht -Keine Ausgang- Ok dann Versuch -2 an deiner Info - das Scheint zu Klappen vieleicht, giebt es eine möglichkeit meine frage weiter zu Leiten an richtigen Empfänger und mein Plastik Problem- zu FORUM kann ich eigentlich -Nichts sagen - habe keine ahnung was man dort Macht ,,, Ok falls info bei dir eingetroffen ist wär es prima kurz zu bestätigen - wie Gesagt keine Ahung und Bj.58 L.G Hermann